Hochkonzentrierte kurzer Einakter-Oper führt Zuschauer in Abgründe schwarzhumoriger Welten

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Die Oper Frankfurt präsentiert im Bockenheimer Depot Harrison Birtwistles Einakter Punch and Judy in einer radikalen Neuinterpretation. Eine dichte Avantgarde-Klangkomposition trifft auf schwarzen, britischen Humor, der existentielle Themen wie Geburt, Tod und Wahnsinn überspitzt. Alden Gatt leitet mit klarer Hand das Orchester durch die fragmentarische Partitur. Wolfgang Nägele integriert Puppenspielästhetik in ein reduziertes Bühnenbild. Die Inszenierung erzeugt eine komisch-tragische Atmosphäre, die visuelle, musikalische und psychologische Ebenen verzahnt kraftvoll und berührend.

Britischer Humor trifft auf radikale Klangexperimente und groteske Animation

Die einaktige Bühnenfassung besticht durch eine konsequente Musiksprache, die in kurzen, intensiven Ausbrüchen Geburt, Tod und Wahnsinn thematisiert. Harrison Birtwistle kombiniert britischen Galgenhumor mit avantgardistischen Klangtexturen, wodurch herkömmliche Motivik ebenso hinterfragt wird wie dramaturgische Gewissheiten. Überzeichnete Puppen aus dem traditionellen Diebesrevue-Spektakel treten miteinander in Konflikt, ihre Interaktionen oszillieren zwischen komischer Überzeichnung und psychologischer Intensität. Das Publikum erlebt so eine radikal konzentrierte, berührende Opernminiatur, die mit purer Intensität überrascht, provokativ einprägsam.

Radikale Klangexperimente lösen vollständig erzählerische Tradition beim Opernschaffen ab

Mit seiner musikalischen Sprache geht Harrison Birtwistle bewusst über Benjamin Brittens klassische Tonalität hinaus. Er etabliert originelle Klangzellen, kombiniert verschrobene Rhythmen und witzige Einwürfe, die den Hörer irritierend und amüsierend zugleich konfrontieren. Anstelle linearer Erzählformen präsentiert er experimentelle Musiktheaterszenarien in avantgardistischer Manier, inspiriert von europäischen Progressivströmungen. In Punch and Judy erreicht jede musikalische Geste ein hohes Maß an unmittelbarer dramatischer Wirkung und dichter emotionaler Präsenz durch radikale Klangarchitektur und Dichte.

Musikalische Akribie Gatt, visuelle Innovation durch Nägele am Depot

Kapellmeister Alden Gatt führt die diesjährige Macbeth-Wiederaufnahme mit großer Präzision und tiefem Hörverständnis für musikalische Strukturen. Regisseur Wolfgang Nägele, dessen Arbeiten wie Falstaff in Bielefeld, Il trittico im Saarländischen Staatstheater sowie A Midsummer Nights Dream in Seoul gefragt sind, kombiniert klassische Puppenspielmotive mit zeitgemäßen Projektionstechniken auf der Bühne. Seine langjährige Zusammenarbeit mit Hans Neuenfels von 2007 bis 2016 legt den Grundstein für eine fein abgestimmte nuancierte, detaillierte und mitreißende Dramaturgie.

Kontora, Hall und Porter begeistern mit intensiver musikalischer Darstellung

Mit eindrucksvollem koloratursängerischem Können verleiht Danae Kontora der Figur der Pretty Polly an der Oper Frankfurt filigrane Ornamentik und strahlende Höhe, was ihre frühere Interpretation als Königin der Nacht in Die Zauberflöte noch ergänzt. Cecilia Hall formt Judy mit nuancierter Agogik und intensiver Bühnenpräsenz. Bariton Jarrett Porter gestaltet Punch durch robustes Timbre und präzise Betonung komödiantischer Elemente. Zusammen illustrieren sie die grotesk-humoristische Dimension des traditionellen Puppenspiels mit facettenreicher Kunstfertigkeit raffiniert.

Avancierte Klangwelt trifft schwarzen Humor in komischer Tragödie Birtwistle’s

Die Frankfurter Premiere wird am Donnerstag, 11. Dezember 2025 um 19 Uhr im Bockenheimer Depot uraufgeführt. Zusätzliche Vorstellungen sind am 14., 18., 20., 22., 28. und 30. Dezember, jeweils um 19 Uhr geplant. Sitzplatzpreise variieren zwischen 20 und 80 Euro, zuzüglich 12,5 Prozent Vorverkaufsgebühr im externen Vertrieb. Karten sind direkt online unter www.oper-frankfurt.de, telefonisch unter 069 – 212 49 49 4 oder bei den örtlichen Vorverkaufsstellen sowie im Depotshop erhältlich.

Birtwistles Avantgarde-Klangwelt und zeitgemäße Frankfurter Umsetzung begeistern Opernliebhaber weltweit

In der Produktion Punch and Judy verschmilzt in Frankfurt Harrison Birtwistles avantgardistische Musiksprache mit britischem Sarkasmus zu einem faszinierenden Opernerlebnis. Die knappe, aber dichte Einakter-Partitur verzichtet auf klassische Erzählformen und nutzt stattdessen pointierte Klangmomente, um existenzielle Fragen eindrücklich zu bespielen. Alden Gatt garantiert eine exakte Realisation der komplexen Partitur, während Wolfgang Nägeles Inszenierung mit zeitgenössischen Techniken das starke Ensemble ins Zentrum rückt und das Publikum nachhaltig beeindruckt durch kraftvolle Stimmen.

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